Zeitraum: April bis Juni 2024
Traumhaft schöne Strände mit türkisblauem, klarem Wasser. Scheinbar endlose Olivenhaine auf grünen Hügeln, romantisches Vogelgezwitscher im Hintergrund. Einzelne Wolken am sonst blauen Himmel, in der Ferne das felsige Gebirge, auf dem noch ein wenig Schnee vom Winter liegt. Den südeuropäischen Charme besitzt das kleine Land, das nördlich von Griechenland an der Adriaküste liegt. Auch die mediterrane Idylle ist in warmen Nächten an der Strandpromenade Vloras regelrecht spürbar.
Auf der anderen Seite jedoch, sieht man Häuser, die nicht fertiggestellt sind. Müll, der nicht abgeholt wurde und deshalb im Garten verbrannt wird. Stromkabel, die irgendwie an den Häuserfassaden und über der Straße entlang verlegt sind und Familien, die in Armut leben.
Und mittendrin: Das „Qendër Shen Françesku“, die Nachmittagsbetreuung in dem kleinen Dorf „Babicë e Madhe“, einem Vorort der Küstenstadt Vlora, in der ich seit drei Monaten lebe und meinen insgesamt sechsmonatigen Freiwilligendienst leiste. Drei italienische Franziskanerschwestern leben hier und betreiben diese Nachmittagsbetreuung.
Hier im „Qendër“ sind alle Kinder und Jugendlichen ab 5 Jahren willkommen, die aus Babica oder aus den umliegenden Dörfern kommen. Sie kommen jeden Nachmittag unter der Woche, um Spiele zu spielen, Sport zu machen, sich mit ihren Freunden zu treffen oder, um sich einfach ein bisschen miteinander zu unterhalten. Sobald die Türen der Schwestern am Nachmittag öffnen, herrscht hier ein wunderbar buntes, aufgewecktes, lautes, und im besten Sinne chaotisches Treiben, in dem man sich wirklich wohlfühlen kann.
Das „Qendër“ hier ist für die Kinder jedoch viel mehr als nur ein Hort oder eine normale Nachmittagsbetreuung. Sie haben hier einen Ort, an den sie jeden Tag kommen können und der ihnen eine gewisse Routine im Alltag gibt.
Hier gibt es einen Fußballplatz, einen Volleyball-/Basketballplatz, ein Bastelzimmer, unzählige Brett- und Kartenspiele, einen Computerraum, in dem die Kinder Zugang zu Internet, Drucker usw. haben und eine gut ausgestattete Küche, in der die Schwestern manchmal Kochkurse mit den Kindern machen.
Die Kinder sehen dadurch nicht nur ihre Freunde regelmäßig, sondern haben auch einen sicheren und geschützten Ort, an dem sie spielen können, der nicht auf den Straßen des Dorfs ist.
Meine Aufgaben als Freiwillige hier sind sehr vielfältig. Nachmittags verbringe ich Zeit mit den Kindern und Jugendlichen. Mit den jüngeren spiele ich Volleyball oder Uno, Domino und Fangen, bastle oder male Bilder mit ihnen, während ich mit den älteren Jugendlichen auch einfach mal ein bisschen quatsche.
Einmal die Woche kommen Jugendliche aus einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung aus Vlora ins „Qendër“ nach Babica, um an diesen Tagen dann mit den Kindern und Jugendlichen aus dem Ort gemeinsam den Nachmittag zu verbringen.
Vormittags gehe ich zwei Mal die Woche in eine Suppenküche in Vlora, um dort zwei Ordensschwestern aus Vlora beim Kochen und ausgeben des Essens sowie beim anschließenden Aufräumen und Saubermachen zu helfen. Dorthin kommen vor allem ältere Menschen, die nicht mehr arbeiten können und deshalb leider in Armut leben. Diese können dann in der Suppenküche gemeinsam essen und verbringen so auch ein wenig Zeit miteinander. Da die Suppenküche nur alle zwei Tage geöffnet hat, können die Gäste am Ende auch noch eine Portion des Essens für den nächsten Tag mitnehmen.
Für den Sommer sind auch noch viele, viele Ausflüge an den Strand, ein zweiwöchiges Sommercamp hier in Babica und weitere spannende Aktivitäten geplant.
In den ersten drei Monaten meines Freiwilligendienstes habe ich schon so viele wertvolle Erfahrungen machen können, für die ich unglaublich dankbar bin. Ich habe nicht nur die Sprache ein wenig gelernt, sondern auch wahnsinnig viele nette, offene und herzliche Menschen kennengelernt, die es mir leicht gemacht haben, mich in dieser neuen Umgebung einzuleben und wohlzufühlen.
Jetzt freue ich mich auf den Sommer, auf die Ausflüge und den Strand mit den Kindern und auf alles, was ich in der zweiten Hälfte meines Freiwilligendienstes noch erleben werde!
geschrieben von Nika Scheibenstock